Faust – Die Rockoper. Eine persönliche Meinung.

Hinweis: Dies ist die persönliche Meinung des verfassenden Redakteurs und muss nicht zwangsläufig der Meinung der Redaktion, einzelner Redakteure oder des Lesers entsprechen. Der Autor übernimmt die inhaltliche Verantwortung.

Ein altes baufälliges Gebäude, das dringend saniert werden müsste. Das ist der äußere Eindruck des Kulturhauses  Bischofswerda. Nach einer Garderobe und einem  Gang kommt der Besucher in den Veranstaltungsraum. Ein kleiner rechteckiger Saal mit Platz für wenige Hundert. Der Boden ist scheußlich und auch die Wände sollten dringend gestrichen werden. Der Raum wird von Stuhlreihen eingenommen, die weder versetzt noch erhöht sind. Das wird spätestens zum Verhängnis, als die vordersten (reservierten!) Reihen von schlacksigen Zehntklässern aus umliegenden Oberschulen eingenommen werden.

Der Backstagebereich ist ein dunkles Kabuff, in dem sich die Darsteller ihren Weg zwischen Ansammlungen von Getränken, Keksen, Bühnenmaterial und einsamen Werkzeugkisten bahnen muss. Man kommt sich wie auf einer Baustelle vor.

Nachdem sich die bereits erwähnten älteren Schüler ganz vorne und ganz hinten niedergelassen haben und das Gymnasium Klotzsche einen Platz irgendwo in der Mitte gefunden hat, beginnt die Show. Ein Mann vom Kulturhaus sagt noch ein paar einleitende Worte, dann begrüßt uns Goethe mit einer weißen Perücke.

Nach dem Dialog zwischen Gott und Mephisto, der mit seiner schwarz/weiß-Gesichtsbemalung an die Hardrockgruppe Kiss aus den 70er Jahren erinnert, fängt die Rockmusik an und mir offenbart sich eine Schwäche in der Umsetzung. Sie scheint ein Fable für kitschige Accessoires und leichtbekleidete Damen zu haben. Dieselben tanzen nämlich in diesem Moment mit kleinen blinkenden Teufelshörnern aus Plastik auf dem Kopf zur Musik neben dem Mephisto her. Ihre knapp bemessene Kleidung lenkt eher vom Hauptdarsteller ab, als seinen Auftritt zu unterstützen. Nach dem Song scannt er mit seinem Zeigefinger einen imaginären Barcode auf dem Hinterteil der Tänzerinnen. Danach machen alle einen Abgang.

Nun folgt das Stück weiter der Handlung des Originalskript, zeigt den alten Faust, die Begegnung mit Mephisto, usw. Ich werde leider, was vermutlich der kleinen Bühne, der geringen Auswahl der Requisten oder die Benutzung von albernsten Requisiten in den unpassendsten Momenten (blinkende Teufelshörner!) geschuldet ist, das Gefühl nicht los, in der Aufführung einer Theater-AG zu sitzen.

In vielen Szenen kommen wieder die Tänzerinnen zum Zuge, weiterhin in mehr oder weniger schlüpfriger Aufmachung. Dass Mephisto auf der Bühne raucht,  ist zwar eine zu seinem Image sehr gut passende Geste, für den nichtrauchenden Zuschauer aber eine Zumutung. Und auch die riesigen Nebelschwaden, die in jeder zweiten Szene verwendet werden, machen das Stück nicht gerade besser. Die Hexe, die Fausts Verjüngungstrank herstellt, wird als vollkommen verrückt dargestellt. Sie macht die ganze Zeit fiepsende Geräusche, dass es in den Ohren gellt und verwirrt mit ihren albernen Bewegungen das Publikum.

Wenig später verliebt sich der junge Faust in Gretchen. Das mündet in einer Sex-Szene, die ein bisschen an den Spieleklassiker Die Sims erinnert.

Jetzt fängt  die Rockmusik an zu nerven. Das ständige WUMMER-BUMM-DRÖÖHN wirkt auf mich zermürmend, ich wünsche mir nur noch Stille. Diese gibt es dann auch, in Form der Pause.

Nach der Pause wird das Stück dann etwas unspektakulär, viele, aufgrund der lauten Musik zum Teil unverständliche Dialoge füllen die restliche Zeit. Das Stück endet dann schließlich (endlich!) mit zwei Oben-ohne-Henkern, die auf ihren axtförmigen E-Gitarren spielen und die Szene mit Gretchens Gefängnisaufenthalt musikalisch untermalen.

Mein Fazit: Nur noch mit Ohropax!

Faust – Die Rockoper. Eine Zusammenfassung.

Goethe, Faust und Oper – klingt schwer zu kombinieren? Der Redakteur konnte sich einen Einblick in die Welt der Rockoper “ Faust“ verschaffen

Das zur Weltliteratur gehörende Theaterstück ‚Faust‘ in Rockumsetzung? – Goethe hätte sich im Grabe umgedreht. Dennoch hat die seit 1997 existierende sogenannte Rockoper ihren Charme.  Sie wurde von Dr. Rudolf Volz ausgearbeitet und setzt statt auf endlose Orchesterorgien auf kurzweilige Rockmusik, die von einer Art Band auf E-Gitarren, Schlagzeug und Keyboard live gespielt wird. Die Songs werden, wie in einer richtigen Oper, mit Dialogen verbunden. Besonders hervor sticht, dass fast nur Originaltexte von Goethe verwendet werden, was aber leider auch die Verständlichkeit (durch die laute Musik schwer genug zu verstehen) einschränkt. Die geringe Zahl der Schauspieler sorgt dafür, dass auf (fast) alle Hauptfiguren bis zu drei weitere Nebenrollen kommen. Unterstützt werden musikalische Darbietungen durch vier zumeist leichtbekleidete Tänzer.

Als Location wurde das Kulturhaus Bischofswerda gewählt. Warum gerade so ungeeignete und unbequeme Räume ausgesucht wurden, bleibt ein Rätsel.

Die Handlung des Stücks wird dem Leser hier erspart, sie orientiert sich sehr nah am Originalskript. Einzig der Schluss ist etwas kompakter gehalten.

Eine Befragung einiger Teilnehmer des künstlerischen Profils und eine gemeinsame Meinungsauswertung zeigten eine sehr positive Resonanz. Von vielen wurde das Konzept und die Umsetzung als gut bis sehr gut angesehen, vor allem die Musik überzeugte. Die Sexszene mit Gretchen und Faust wurde dagegen von einigen als unangenehm empfunden. Auch fanden einige Schüler die laute Musik schwer aushaltbar.

Frau Brücke, Vertreterin der bildenden Kunst im künstlerischen Profil, zeigte sich sehr positiv gestimmt. Nach eigenen Angaben begeisterten sie vor allen die guten Sänger und die gute Musik. „Ich fand das Stück gut gelungen und sehr spektakulär“, sagte sie der Redaktion.